Umrundung der Wahnbachtalsperre

Nein, es hat nicht zu viel geregnet. Der Pegelstand der Wahnbachtalsperre spricht eine sehr deutliche Sprache. Der gefühlte Dauerregen von Oktober 2020 bis Mai 2021 hat es leider nicht geschafft, die Talsperre zu füllen. Also arrangiere ich mich schnell mit dem Wetter und sehe die Wolken, die den sonnigen Frühlingsmorgen verdrängen, in einem neuen Licht. Trotz der spärlichen Tropfen, die später am Tag fallen, bleibt die Regenjacke wie aus Prinzip im Rucksack.

Von oben betrachtet ruht die Talsperre wie ein Drache im bergischen Wahnbachtal. Ich habe mir vorgenommen, die gut 23 Kilometer als Tagestour zu machen. Normalerweise zieht es mich nicht auf die Wanderschaft in der Nähe großer Ballungsräume. Aber dank des Corona-Lockdowns rücken eben auch schnell erreichbare Ziele für eine Tagestour auf den Plan. Einfach raus, Tapetenwechsel und die Natur genießen. Der recht kühle, windige und wolkige Samstag Anfang Mai schreckt offenbar ab, so dass die Umrundung der Talsperre sich glücklicherweise nicht zum bergischen Volks-Wandertag entwickelt.

Talsperrenweg

Ich beginne an der Staumauer, die sich als schmuckloser Zweckbau massiv dem Wasser in den Weg stellt und von mir schnell abgehakt sein will. Ich laufe gegen den Uhrzeigersinn und tauche hinter der Staumauer direkt in den Wald ein.

Aus unerfindlichen Gründen stehe ich mit der Wegweisung des Talsperrenwegs auf „Kriegsfuß“, so dass ich mich doch sehr auf meine GPX Datei verlassen muss. Da ich aber nicht ständig auf das Display schaue, ist meine Tour mit 25,5 Kilometer etwas länger geworden als geplant.

Blick-Punkte

Ja, es gibt grandiose Blicke auf die Talsperre, von oben, von der Seite, vom Ufer und immer wieder durch den sanften Schleier des jungen Buchengrüns. Die flacheren Buchten schimmern smaragdgrün durch den Frühlingswald. Scharbockskraut-Teppiche in feucht-dunklen Senken, eine Hasenglöckchen-Wiese unter lichtem Gehölz, eine bizarre Wurzelformation sorgen für eine feenhafte Atmoshpäre. 

Leider sind die Passagen, in denen sich der Talsperrenweg als Steig verhält, eher rar. Oft geht es über Forstwirtschaftspisten. Und die für den gierigen chinesischen Wirtschaftsmoloch frisch geschlagenen Stämme machen die Auswirkungen der Globalisierung und eines enthemmten Marktes sogar hier deutlich. Als wollten die Wegeplaner mich von diesen eher negativen Gedanken wegbringen, gibt es immer wieder Luftlinien-Auf-und-Abstiege: einfach gerade den Berg hinauf oder hinunter. Die fest-feuchte Muttererde gibt immerhin meinen Stöcken Halt, so dass ich das gelegentliche Wegrutschen einigermaßen gut abfangen kann. 

Für Abwechslung sorgen Passagen, die die umliegenden Ortschaften streifen. Sehenswert sind die stilvoll sanierten Fachwerkhäuser; selbst Betriebs- und Siedlungsgebäude machen einen gepflegten Eindruck und fügen sich in die Landschaft ein. Von Schneffelrath aus, dem letzten der drei Örtchen, die die Tour streift, gibt es endlich einmal eine Aussicht tief in das Bergische hinein. 

Waldes-Kunst

Obwohl die letzten Meter der Etappe einer asphaltierten Straße folgen und das abgeriegelte Gut Umschoß einen seltsam distanzierten Eindruck verbreitet, machen sie den Gesamteindruck einer ganz ordentlichen Wanderung nicht zunichte. Erstaunlich positiv fällt auf, das nur wenig Müll am Wegesrand liegt. Vielleicht sind es die beiden Müll-Kunstwerke mit Kaffemühle und Laterne, die als Mahnmal funktionieren und den Wegwerf-Reflex mancher Ausflügler unterdrücken. 

2 Gedanken zu „Umrundung der Wahnbachtalsperre

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